Fachkundige Antworten erhielten die anwesenden Unternehmer von Cornelia Upmeier, Referentin beim Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“, dessen Büro beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin angesiedelt ist. „Kommunikation ist eine Welt der Missverständnisse – auch in Unternehmen“, stellte die Referentin fest. So sehen laut einer Studie 63 Prozent der Arbeitgeber, aber nur 27 Prozent der Arbeitnehmer in ihrem Betrieb ein umfangreiches Angebot an familienfreundlichen Maßnahmen. Der Grund: Wichtige Informationen kämen bei der Belegschaft nicht immer an. „Oft macht das Unternehmen viel, aber nur wenige wissen es – und dabei sind Mitarbeiter eigentlich die besten Werbeträger“, sagte die Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit.
Führungskräfte sieht Cornelia Upmeier bei der Vermittlung von Familienfreundlichkeit in Vorbildfunktion. Wenn diese die Angebote selbst nutzten, habe das eine Signalwirkung für die gesamte Belegschaft. „Die Führungskräften sollen es vorleben, denn das zeigt, dass das Unternehmen hinter dem Angebot steht“, sagte Cornelia Upmeier. Gerade bei mittelständischen Betrieben, die sich im Hinblick auf die Familienfreundlichkeit strukturell nicht immer so umfangreich aufstellen könnten, wie große Unternehmen, käme es auf Klima, Kultur und Kommunikation an.
Dass auch in kleineren und mittleren Unternehmen die gute Vereinbarkeit von Arbeit und Familie offensiv vermittelt werden kann, ohne zu hohe Erwartungen zu wecken, zeigte sich in der anschließenden Diskussionsrunde. Uwe Bensch von der Technologieberatungsstelle beim DGB NRW (TBS) empfahl den Unternehmen, die Mitarbeiter mit in die Verantwortung zu nehmen. „Das Schaffen von Eigenverantwortung erweitert den Spielraum für organisatorische Absprachen“, erklärte der Psychologe und Unternehmensberater. Insbesondere in Unternehmen, die mit Teamstrukturen arbeiten, habe sich dieser Ansatz als sehr erfolgreich erwiesen. „Beispielsweise kann jedes Team über ‚Patenschaften‘, das heißt über eine Vertrauensperson, während der Elternzeit den Kontakt zu den entsprechenden Mitarbeitern halten.“
Dass eine Unternehmensleitung auch auf informellem Weg Familienfreundlichkeit vermitteln kann, zeigte Gastgeber Dierk Dornieden. „Wir sagen den Mitarbeitern: Wenn ihr Probleme habt, kommt zu uns!“, verriet der Geschäftsführende Gesellschafter der Dornieden GmbH Anlagentechnik.
Dr. Kirsten Tacke-Klaus von der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH bot den Teilnehmern Unterstützung bei allen Fragen zur familienfreundlichen Personalpolitik an. „Wir haben den Auftrag, Ideen und Informationen zu liefern“, sagte die FAMM-Projektleiterin. Die große Bedeutung des Themas, insbesondere in Anbetracht des kommenden Fachkräftemangels, unterstrich Dr. Jürgen Grüner: „Maschinen kann man kaufen, Mitarbeiter muss man gewinnen“, brachte der wfc-Geschäftsführer ein wichtiges Argument für Familienfreundlichkeit auf den Punkt.