Das Projekt „Netzwerk FAMILIE - ARBEIT - MITTELSTAND im MÜNSTERLAND – FAMM“ ist abgeschlossen. Diese Projektwebsite www.fam-muensterland.de steht weiterhin für alle Interessierten offen, sie wird allerdings nicht mehr aktualisiert.

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Familienfreundliche Männerkarrieren
BBV, 27.11.2010

Familienfreundliche Männerkarrieren

Bocholt - Stefan Nacke aus Ahaus hat eine mittelständische IT-Firma mit 37 Angestellten - und zwei kleine Kinder. Er wollte auch mal nachmittags zu den Kindergartenveranstaltungen gehen können, zu denen sonst nur die Mütter kommen. Am Donnerstagabend erzählte er bei einer Podiumsdiskussion der „1. Bocholter Männertage“, wie er deshalb jetzt in seiner Firma „familienfreundliche Männerkarrieren“ ermöglicht.

 

„Wir sind eine junge Branche mit jungen Mitarbeitern“, berichtete der Computerfachmann dem allerdings sehr kleinen Publikum. Fast alle Mitarbeiter seien Männer. Die wolle er dabei unterstützen, trotz des Berufs auch am Familienleben teilzuhaben. Dazu habe er in seinem Unternehmen die „Vertrauensarbeitszeit“ eingeführt. Die Mitarbeiter teilen sie sich frei ein. So könnten sie beispielsweise drei Stunden Mittagspause machen, um zu Hause bei den Schularbeiten zu helfen, sagte Nacke. Die Zeit könnten sie dann abends oder samstags nacharbeiten. Einige seiner Mitarbeiter arbeiten auch von zu Hause aus - mit Netzwerken und Videokonferenzen sei das technisch kein Problem.

 

Für die Psyche habe es aber auch Nachteile, wandte Andreas Wendland, Betriebsratsvorsitzender bei Siemens ein, der ebenfalls auf dem Podium saß. „Home-Office führt zur Selbstausbeutung, wenn nicht mehr klar ist, wann Arbeit und wann Feierabend ist.“ Nacke bietet seinen Mitarbeitern daher Schulungen zum Zeitmanagement an.

Immer mehr Firmenchefs machten sich jetzt Gedanken darüber, wie sich Familie und Beruf vereinbaren lassen, sagte Hans-Bernd Felken von der Industrie- und Handelskammer Bocholt. Der Fachkräftemangel zwinge sie dazu. „Die Mittelständler müssen das erst spüren“, sagte Felken, dann handelten sie auch. Ähnlich sah das auch Christoph Bruns von der Kreishandwerkerschaft für seinen Berufsstand. Zwar seien im Handwerk hauptsächlich Männer vertreten - „das Berufswahlverhalten hat sich noch nicht so grundlegend geändert“ - doch die wollten jetzt auch mehr Zeit mit der Familie verbringen.

„Heute wird ja nicht mehr darüber gelacht, wenn Väter Elternzeit nehmen wollen“, sagte Wendland. Auch einen Karriereknick bedeute das inzwischen nicht mehr, weil die Firmen auf die Fachkräfte angewiesen seien. Deshalb baue Siemens ja auch eigens einen Betriebskindergarten, „um die Fachkräfte aus den Ballungsräumen hierher zu locken“. Ein Betriebskindergarten, so Wendland, „das wäre vor 20 Jahren gar nicht zu diskutieren gewesen“.

Von dieser Zeit berichtete Hermann Hölscheidt, KAB-Diözesansekretär aus Münster. Er war in den 90ern neun Jahre lang Hausmann - und „absoluter Exot“. Eine sehr schöne Zeit sei das gewesen, sagte er am Donnerstag. Als er allerdings 1997 einen beruflichen Wiedereingliederungskurs machten wollte, habe die Gleichstellungsbeauftragte ihn abgelehnt. Die Kurse seien nur für Frauen, habe sie gesagt.

„Über dieses Stadium sind wir hinaus“, sagte dazu die Gronauer Gleichstellungsbeauftragte Edith Brefeld, die zur Podiumsdiskussion gekommen war. „Wir wollen emanzipiert sein, aber nicht auf Kosten der Männer.“ Mann und Frau sollten sich auf Augenhöhe begegnen.