Das Projekt „Netzwerk FAMILIE - ARBEIT - MITTELSTAND im MÜNSTERLAND – FAMM“ ist abgeschlossen. Diese Projektwebsite www.fam-muensterland.de steht weiterhin für alle Interessierten offen, sie wird allerdings nicht mehr aktualisiert.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist auch nach Projektabschluss für uns und unsere Partnerorganisationen ein wichtiges Anliegen. Verfolgen Sie auf unserer Homepage www.heurekanet.de, wie wir die Vereinbarkeit in der Gesundheitswirtschaft mit dem Projekt ampaq und im Maschinen- und Anlagenbau mit dem Projekt FAM²TEC voranbringen.


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Gute Resonanz auf FAMM-Veranstaltung
25.06.2009

Mit Flexibilität durch die Krise

Die Hupfer-Metallwerke in Coesfeld haben ihre Türen für Unternehmer und Personal-Chefs aus dem gesamten Münsterland geöffnet.
Warben für mehr Flexibilität in Unternehmen: Landrat Konrad Püning, Alfons Hünteler (Personalleiter Hupfer Metallwerke), Marc-A. Danlowski (Zeitbüro NRW), wfc-Geschäftsführer Dr. Jürgen Grüner und Helmut Schumacher (Geschäftsführer Hupfer Metallwerke) (v.l.).

Auf Einladung der wfc Wirtschaftsförderung Kreis Coesfeld GmbH konnten sich am vergangenen Montag (22. Juni) etwa 40 Interessierte am Beispiel dieses nach wie vor erfolgreichen Unternehmens anschauen, wie man mit flexiblem Personalmanagement Auftragsspitzen bewältigt - und Flauten übersteht. Dass mit flexiblen Arbeitszeitmodellen auch Mitarbeiter gestärkt werden und Raum geschaffen wird für familiäre Belange, ist dabei für die wfc und ihr Projekt „Familie-Arbeit-Mittelstand im Münsterland", kurz FAMM, ein willkommener Nebeneffekt.

Geschäftsführer Helmut Schumacher ist seit 1989 bei den Hupfer-Metallwerke in Coesfeld. Und in diesen 20 Jahren hat es bei Hupfer keine betriebsbedingten Kündigungen oder Kurzarbeit aufgrund von Arbeitsmangel gegeben. „Das familienunfreundlichste wäre der Verlust von Arbeitsplätzen.", erklärt Schumacher rigoros. Dennoch machen er und sein Personalleiter Alfons Hünteler deutlich, dass ohne flexible Arbeitszeitmodelle bei der derzeitigen Auftragslage auch bei Hupfer sicher schon Einschnitte notwendig geworden wären.

Das ist Wasser auf die Mühlen von Landrat Konrad Püning: Er macht zu Beginn der Veranstaltung klar, dass familienfreundliche Personalpolitik zuerst den Unternehmen selbst hilft: um in Zeiten des Wandels und der Krise zu bestehen und als Faktor, um Fachkräfte zu werben und zu binden. Hupfer ist da ein gutes Beispiel, schließlich sind viele der Mitarbeiter im Alter zwischen 40 und 48 Jahren schon seit 20 Jahren im Betrieb. Fluktuation ist eher unbekannt bei den Metallwerken.

Immerhin 345 Mitarbeiter, davon 177 im handwerklichen Bereich, liefern aus Coesfeld Komponenten für Großküchen und Medizintechnik in alle Welt. Und durch den weltweiten Markt war man bei Hupfer gezwungen, auch morgens um 6.00 Uhr oder abends um 20.00 Uhr erreichbar zu sein - und deutsche Feiertage kennt man im Ausland auch nicht. Zudem, so bekennt Helmut Schumacher ganz offen, muss man in einigen Sparten mit Auftragsschwankungen von 30 bis 40 % von einem Monat zum nächsten klarkommen. Konsequent hat Hupfer 1993 Arbeitszeit-Konten zur flexiblen Gestaltung der wöchentlichen Arbeitszeit eingerichtet. In der Produktion kann man seitdem Auftragsspitzen und urlaubsbedingte Personalengpässe abfedern. Mit den Arbeitszeit-Konten können sich die Mitarbeiter ein Polster aufbauen - vorausgesetzt, die Wirtschaftslage lässt das zu. In den vergangenen, guten Jahren haben sich die Hupfer-Mitarbeiter dabei soviel „Speck angefressen", dass sie die derzeitige Flaute bislang ohne Lohneinbußen überstehen konnten.

Auch die Angestellten im kaufmännisch-technischen Bereich der Hupfer Metallwerke haben flexible Arbeitszeiten. Zwischen sechs und zwanzig Uhr gilt die Gleitzeit. Dann erledigen sie ihre Arbeit - je nachdem, ob ein Lieferant frühmorgens oder ein Kunde aus Amerika um 20.00 Uhr abends ein Anliegen hat. Viele exportorientierte Unternehmen in der Region kennen das Problem der Erreichbarkeit - und Hupfer hat es mit flexiblen Arbeitszeiten und mit dem Engagement und dem Verständnis seiner Mitarbeiter gelöst.

Auch Teilzeitarbeitsplätze gibt es bei Hupfer. Die Mitarbeiter in Teilzeit organisieren sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen, nach dem Motto: „Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest." Alfons Hünteler greift da als Personalleiter möglichst wenig ein. Wenn zwei Teilzeitkräfte sich einen Arbeitsplatz teilen, sollte eine gemeinsame Absprache erfolgen, damit jeder im gleichen Maße von der Teilzeit profitieren kann. Wichtig sei nur, dass die Arbeit gemacht wird, und zwar von gut ausgebildeten und hochmotivierten Kräften. Getreu dem Motto: „Nichts ist so gut, als das es nicht noch besser werden könnte" sieht man bei Hupfer durchaus Potenzial zur weiteren Optimierung.

Unternehmen, die es Hupfer gleich tun wollen, können sich Unterstützung holen:  Das „Zeitbüro NRW" in Dortmund bietet seit 2002 Service und Beratung für alle Unternehmen, besonders aber für die kleinen und mittleren, wenn es darum geht, flexible Arbeitszeitmodelle zu installieren.  Ziel ist es in jedem individuellen Fall, Beschäftigung zu sichern, Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Lebensqualität der Mitarbeiter zu verbessern - auch im Sinne von Familienfreundlichkeit. „Dafür muss man aber die betrieblichen Erfordernisse, die Interessen der Beschäftigten und vor allem die vielen gesetzlichen Bestimmungen unter einen Hut bekommen", erklärte Marc-A. Danlowski vom Zeitbüro NRW in einem Impulsreferat bei Hupfer. Das sei für kleine Unternehmen fast nicht zu stemmen, hieß es denn auch prompt aus dem Publikum: Bei den vielen Paragraphen aus dem Arbeitszeitgesetz blicke man als Arbeitgeber ohne eigene Personalabteilung doch kaum mehr durch.

Aber die Gesetze seien gut aufeinander abgestimmt, erklärte der Arbeitszeit-Experte: „Das neue Flexi 2-Gesetz  ist jetzt gut mit anderen Arbeitszeit-Steuerungsinstrumenten kombinierbar - zum Vorteil der Mitarbeiter und zum Vorteil der Unternehmen",  versicherte Danlowski. Wer einen Pfadfinder im Dschungel der Arbeitsgesetze benötigt, ist also in Dortmund beim Zeitbüro NRW genau richtig. Flexible Arbeitszeitmodelle sind eine Strategie für die Unternehmen in der Region, um effizient und wirtschaftlich in jeder konjunkturellen Situation Arbeiten zu können. Die familienfreundlichen Aspekte, die viele Vorteile für den Arbeitgeber mit sich bringen, sind hiermit eng verzahnt. Gleichzeitig geht es bei Arbeitszeitflexibilisierung um knallharte wirtschaftliche Überlegungen, das machte auch das Hupfer-Management deutlich. Geschäftsführer Helmut Schumacher betont, dass Hupfer die aktuelle Krise ohne die Arbeitszeitkonten nicht so glimpflich hätte abfedern können, wie es bislang gelungen ist. Und damit haben die Metallwerke Hupfer in Coesfeld den Beweis angetreten, dass familienfreundliche Personalpolitik wirtschaftlich sinnvoll ist, also durchaus auch für andere Unternehmen im Münsterland ein gangbarer Weg.

Die Veranstaltung wurde durchgeführt im Rahmen des Projektes FAMM - Familie, Arbeit, Mittelstand im Münsterland. Unterstützt wird FAMM mit Fördermitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Ko-Finanzierung übernehmen die vier beteiligten Kreise des Münsterlandes. Ansprechpartnerin für alle Fragestellungen zum Projekt ist bei F.A.M.M. in Münster Stefanie Pfennig, 0251 - 39 99 59 42, E-Mail: pfennig@fam-muensterland.de und bei der wfc Dr. Kirsten Tacke-Klaus, Tel. 02594 - 7 82 40 30, Fax: 02594 - 7 82 40 29, E-Mail: kirsten.tacke-klaus@wfc-kreis-coesfeld.de.