„Die gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen haben in der Region gerade erst eingesetzt. Aber sie werden noch stärker“, sagt Paul Reuber, Professor für Politische Geografie und Sozialgeografie an der Uni Münster.
Fachleute beraten am Donnerstag in Münster über Auswege aus der demografischen Krise. Ein Weg: „Wir müssen den Teufelskreis kommunaler Konkurrenz durchbrechen.“ Es sei zum Beispiel wenig sinnvoll, dass jede Gemeinde ein eigenes Baugebiet ausweist und junge Familien mit Sonderkonditionen dorthin lockt. Kleinere Gemeinden wenden dafür zum Teil erhebliche Finanzmittel auf.
Dabei ist keinesfalls sicher, dass sich diese Investitionen auch rechnen. Viele Gemeinden haben schon jetzt Probleme, ihre Baugebiete zu vermarkten. „Viel sinnvoller ist es, über interkommunale Wohngebiete nachzudenken.“ Zudem müssten Politik, Wirtschaft und Verwaltungen schon heute den Mut aufbringen, zum Beispiel im Bereich von Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Einrichtungen verstärkt über Fusionen und Kooperationen nachzudenken. „Die Bürger werden sich auf geringere Angebote einstellen müssen.“
Dabei ist die Entwicklung im Regierungsbezirk Münster – erneut – von einer geteilten Entwicklung zwischen Nord und Süd geprägt. Während die Städte und Gemeinden des Münsterlandes im NRW-Vergleich noch relativ gut dastehen, ist die Lage in der Emscher-Lippe-Region dramatisch: Nach Schätzungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik schrumpft allein in Gelsenkirchen die Bevölkerung um 16,3 Prozent.
VON ELMAR RIES UND FRANK POLKE